Die Entwicklung der Siebenfaltigkeit

Aus Trigardon
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Die Urform

Bis vor knapp dreissig Jahren wurde dieser Glaube vom Traditionskern der Stämme, den Ältesten und Sippenoberhäuptern sowie einer kleinen, fragmentierten Schicht von Schamanen fast ausschließlich mündlich überliefert. Die lokalen Unterschiede in Bezug auf die Rolle von Halbgöttern und Heiligen sowie guten und bösen Geistern, Götterdarstellungen, religiösen Riten etc. war zwar groß, gewisse Elemente stimmten jedoch in den Legenden aller Groß- und Teilstämme überein. Zu diesen Gemeinsamkeiten gehörten stets mindestens

  • eine gemeinsame Vorstellung von Charakter und Funktion der Sieben Hauptgötter, deren Namen überall zumindest eine sehr große Klangähnlichkeit hatten und im Wesentlichen der heutigen Vorstellung von ihnen gleicht,
  • desweiteren die Legende von den beiden Weltvätern, die man als Herrscher der Sterblichen und Vorfahren der eigenen Oberschichten identifizierte und die in ihrem Streit miteinander auch die Götter entzweit hätten, wofür die Sterblichen nun die Konsequenzen in Form von Hunger, Leid, Elend und Unglück zu tragen hätten
  • und schließlich die Furcht vor monströsen Mensch-Tieren, die in Wäldern oder Höhlen hausen sollten oder gar weit entfernt große Königreiche errichtet hätten und den Menschen in allerlei Geschichten unaussprechliche Grausamkeiten antaten.

Nicht überall, aber sehr weit verbreitet waren darüber hinaus Legenden

  • von Botan, Bodan oder Dem Vermessenen, einem bösen Schamanen, der vor langer Zeit böse Geister über die Menschen gebracht habe oder auch die Mensch-Tiere als Verhöhnung der Götter erschaffen haben soll,
  • von einer durch Kriegslust und Moralverfall untergegangenen, schriftlichen Hochkultur, in der der Richter Dan anh Son, Dan anh Gar oder wie man heute sagt: Danason, den Sterblichen Recht, Frieden und Gerechtigkeit schenkte und dessen sagenhaftes Reich man "im Süden" oder auch "im Süden" verortete,
  • und von der Entstehung der Elbenstämme, die entweder von guten oder bösen Geistern oder den Göttern selbst zu etwas anderem gemacht worden waren, als die Menschen und sich folglich nicht mehr in die Tradition der Weltväter stellen dürfen (was man auf der anderen Seite dem Kleinen Volk durchaus zubilligt).

Daneben hatten alle lokalen Glaubensgemeinschaften die moralisch positive Bewertung kriegerischer Gesinnung, Schicksalsergebenheit und Fruchtbarkeit – noch heute die Kerntugenden der einfachen Leute – gemein. Die Welt der Götter und Geister wurde überall als etwas sehr Diesseitiges aufgefasst. So gab und gibt es keine Bestrafungen im Jenseits für Sünden im Diesseits. Glück und Unglück im Leben sind Belohnungen und Bestrafungen für die eigenen Taten oder zumindest die Taten der Vorfahren. Im Umkehrschluss muss ein Sünder damit rechnen, dass seine Nachfahren von den Göttern für seine Taten bestraft werden, falls das Unglück ihn selbst verschont.

Ebenfalls einheitlich war der Totenkult: Alle Angehörigen der Siebenfaltigen Gemeinschaft pflegen und pflegten die Feuerbestattung. Die Urnen mit der Asche der Toten werden von den Angehörigen in Ehren gehalten und sind fester Bestandteil vieler großer und kleiner Rituale im Alltag und zu Feiertagen geblieben. Überraschender Weise gab es aber zwei bis drei unterschiedliche Jenseitsideen: Den Glauben an die Wiedergeburt in einem neuen sterblichen Körper, den Glauben an ein Leben in der Unterwelt, dem Reich der Todesgöttin und den Glauben daran, dass die Seelen der Toten in der Form des Windes noch in dieser Welt vorhanden seien. Diese unterschiedlichen Ideen wurden spätestens in den beiden Jahrzehnten vor dem Ende des letzten großen Stammeskrieges zu einer gemeinsamen Vorstellung integriert: Jede Seele wird wiedergeboren, jedoch erst nach einer gewissen Ruhephase in der Unterwelt. Der Weg zwischen Dieser und der sterblichen Welt wird in Form von Wind überbrückt, wenn etwa die Seele Botengänge für die Todesgöttin unternimmt, nach ihren Angehörigen sieht oder auf dem Weg zu ihrer Wiedergeburt ist (weswegen gewisse Atemtechniken auch den Verlauf einer Geburt oder die Erfolgschancen einer Zeugung erleichtern sollen).

Die Integration der Todesvorstellungen ist nur ein Beispiel für eine Eigenart der Siebenfaltigkeit, die sie scheinbar unsystematisch und heterogen erscheinen lässt: Abweichungen in der spirituellen Praxis anderer Teilstämme wurden grundsätzlich respektiert, nach dem Ende des letzten Großen Stammeskrieges häufig auch voneinander adaptiert. Es besteht heute noch eine gewisse Bereitschaft, Versatzstücke fremder Göttervorstellungen in die Eigenen zu integrieren. Denn die gesamten Überlieferungen aller Stämme und Vorfahren, die bekannten und die vergessenen, wissen die Flutländer und Arbonier als das mythische "Große Lied" der Menschen zu bezeichnen, in dem theoretisch alles Wissen über die Taten der Götter und der Sterblichen seit Anbeginn der Zeit versammelt wäre. Da kein Sterblicher das ganze Große Lied kennen kann, ist man grundsätzlich bereit, an Dinge zu glauben, die dem eigenen Glauben nicht zuwieder laufen.

Die Schriftreligion

Vor zwanzig bis dreissig Jahren (rund um das Jahr 14 n. K.) veränderte sich die Art und Weise, wie mit religiösen Vorstellungen und ihrer Weitergabe umgegangen wurde, entscheident. Die Schamanen, die am Ende des letzten Großen Stammeskrieges noch in isolierten Meister-Schüler-Beziehungen gelebt und gelehrt hatten, hatten sich zu einer miteinander korrespondiernden Gelehrtenschicht gewandelt, die des Lesens und Schreibens mächtig waren und anfingen, die absolute gesellschaftliche Dominanz der Stammes- und Sippenoberhäupter in Frage zu stellen. Als die Sucher der Queste des Phadrack Natan anh Ria die Heilige Schrift auffanden, bekamen die Geistlichen etwas in die Hand, was ihrer Schicht endlich die lange ersehnte Autorität in Glaubensfragen verlieh. Innerhalb weniger Jahre verbreiteten sich Abschriften der Heiligen Schrift gemeinsam mit der Fähigkeit des Lesens und dem Einfluss der Geistlichen. Heutzutage kann ein Sippenoberhaupt diese Autorität nur noch herausfordern, in dem es selbst geistliche Bildung erlangt.

Die Heilige Schrift ist ein sehr kurzer Text. Die Grundlage für alle weitere Theologie konnte sie nur werden, weil sie viele der schon vorhandenen Erzählungen aufgreift, chronologisch ordnet und zueinander in Bezug setzt. In dieses Gerüst konnten andere Erzählungen zeitlich und logisch eingefügt werden, sodass die Geistlichen angeregt wurden, die mündlichen Überlieferungen zu verschriftlichen. Dieser Verschriftlichungsprozess ist seit über zwanzig Jahren in Gang und ein Ende ist nicht abzusehen. Daher gibt es grundsätzlich mehr Texte, als ein Gelehrter gelesen haben kann und selbstverständlich kennt nicht nicht ein einziger Priester die religiösen Sitten aller Landesteile. Trotzdem kam es zu einer Vereinheitlichung der wichtigsten Riten wie etwa dem Morgen- und dem Abendgebet.

Auch die Kosmologie veränderte sich und es entstanden unter den Gebildeten Strömungen, die die Heilige Schrift unterschiedlich auslegten. Die Mehrheit der Gelehrten hängt der Konzils- oder Siebenfaltigkeitsauslegung an, die einflussreiche Minderheit der Riasinatischen oder Kundigenauslegung. Diese Unterteilung ist jedoch sehr grob und in sich in verschiedene Lehrzirkel und politische Ansichten weiter gegliedert. Auch wird man so gut wie nie eine der beiden Auslegungen in Reinform vorfinden, auch deshalb, weil die riasinatischen Lehren nie als in Stein gehauene Thesen formuliert wurden. Die zur Zeit wichtigsten Streitpunkte betreffen das Wesen der Zeit, die politische Bedeutung der Rechtsprechung, die Rolle von Elben unter den Sterblichen, die Bedeutung und Möglichkeiten magischer Kräfte und damit einhergehend die Möglichkeiten und Grenzen des menschlich Machbaren.

Zwar hat die Schriftlichkeit die gesamte Geistlichkeit erfasst, nicht aber der klösterliche Lebensstil. Die alten Meister-Schüler-Beziehungen der Schamanen bestehen weiter fort, mal integriert in die Ordensgemeinschaften, mal parallel dazu. Selbst die Priesterschaften einzelner Gottheiten können unterschiedlichen Ordensregeln unterliegen und es ist nach wie vor so, dass ein Priester, der in eine neue Gemeinde kommt, sich ersteinmal darüber informieren muss, welche Geister und Halbgötter dort für ihn eine Rolle spielen werden, wie die lokalen Bräuche aussehen etc. Viele Priester, die auf eine besondere Aufgabe spezialisiert sind, führen ein halbnomadisches Leben, in dem sie durch die trigardonischen Lande ziehen um z. B. in jeder Gemeinde ein mal im Jahr ein ganz bestimmtes Ritual abzuhalten. Auch unter den Cirkatern gibt es jene, die als Ordensgemeinschaft in Form eines Ritterordens existieren und jene, die wie die berittenen Stammeskrieger im Kampf den Reiterbogen nutzen und nomadisch, nur begleitet von ihren Erben, durch die Lande ziehen. Geistliche sind jedoch niemals respektlos untereinander, so unterschiedlich sie auch Auftreten mögen. Ob Flutländer oder Arbonier, in beiden Großstämmen halten sich die klösterlich lebenden und die traditionell lebenden Priester die Waage und während die Klostergemeinschaften sich an den Traditionen orientieren, wissen die Traditionellen die Vorteile von Klosterstrukturen zu schätzen. In beiden großen theologischen Strömungen sind ebenfalls Vertreter der traditionellen und der klösterlichen Lebensweisen vertreten.

Auch die religiöse Bedeutung der Sippenhäupter ist nur hinter die der Priester zurückgetreten, aber keineswegs völlig verschwunden. So kann ein Familienoberhaupt ein Brautpaar mit dem gleichen Recht vor den Göttern trauen, wie ein Priester. Viele Rituale in Jagt und Ackerbau können überhaupt nur von Sippenhäuptern durchgeführt werden, weil sie sich mehr auf die Ahnen als auf die Götter beziehen oder auf eine bestimmte Verbindung zwischen ihnen anspielen. Und bei einem Rechtsakt ist es in dreizehn von vierzehn Fällen der Adlige oder die Ystyarson, die den Richtergott vertreten, nicht der Priester. Im übrigen soll es im Stamm der Arbonier sogar noch Bildungstraditionen geben, die von der Verschriftung der Kultur unberührt geblieben sind. Da dieser Stamm von Weltvater Natan abstammt, gab es hier schon immer mehr Zauberkundige, als in Flutland. Und nicht alle davon sind in den Dunkelwald gegangen, um dort die Zauberkunst zu lernen. Meist sind es adlige Frauen mit langem Stammbaum, die in bestem Einvernehmen mit der Priesterschaft eine Mischrolle aus Laienschwester und Kräuterhexe einnehmen. Die Betreffenden erreichen niemals auch nur entfernt die Fähigkeiten, die ein ausgebildeter Kundiger beherrscht, aber für die Hilfe der Geister bei der Aussaht oder einen Fluch, der zu Krankheit, Zwietracht oder gar Unfruchtbarkeit führt, soll es wohl ausreichen. Und weil man weiß, wie wichtig ihre Segenssprüche für gute Ernten sind, will auch niemand von einer Arbonierin verflucht werden, die ein "anh" im Namen führt, erst recht nicht von einem Sippenhaupt.

Für SpielerInnen von Gelehrtencharakteren

Die Dogmen der Siebenfaltigkeitslehre

Erst in jüngerer Zeit sind vom Heiligen Konzil der Siebenfaltigkeit die Glaubensdogmen im zweiten Anhang zur Heiligen Schrift niedergelegt worden. Zitate für den eiligen Leser:

  1. "Die Sieben erkennen wir direkt in den reinen Formen Ihrer selbst, die Sie uns geschenkt, alles Sein ist wesenhaft den Sieben zugehörig."
  2. "Da aber außer den reinen Formen nichts sein kann, ohne dass die beschwichtigende Kraft Riasons es zusammen hält, so muss denn Riasons Macht noch walten in dem perversen Daimon."
  3. "Wo aber die Sieben unendlich sind, so ist die Zeit es nicht."
  4. "[...] wir erkennen, dass der Kreis, solange wir ihn Zeit nennen, noch nicht vollendet ist."
  5. "Der Mensch kann nicht wie die Sieben sein und wird es niemals sein können."
  6. "Der Makel des Menschen war der Neid und ist es noch, so wie der Neid aufeinander Natan und Ischan gegeneinander kämpfen ließ und wie der Neid auf die Götter Botan zu seinem Tun verleitet hat."
  7. "Da der Mensch die Sünde des Neides zu den Sieben brachte und Sie so betrübte und Ihre Harmonie störte, muss es Sinn der menschlichen Existenz sein, die Tagnacht, den Ursprung und das Ende der Zeit, wiederherzustellen, denn wie es damals geschah zeigt uns, dass der Mensch die Götter beeinflussen konnte, als das Schlechte überwog."

Die Siebenfaltigkeitsauslegung betrachtet also

  • die Zeit als vorübergehende Erscheinung, die vor den Weltvätern keine Bedeutung hatte und nach dem Erscheinen des Richters der Prophezeihung keine Rolle mehr spielen wird. Die Zeit ist nur eine Unterbrechung der Ewigen Tagnacht, die bedeutet, dass die Götter miteinander versöhnt sind.
  • Alles Streben der Sterblichen muss dem Ziel dienen, sich mit den Göttern zu versöhnen. Der einzige Weg zur Versöhnung der Götter führt über die Herstellung eines dauerhaften, gerechten Zustandes für alle Sterblichen, alle politischen Handlungen sind als Rechtsakte zu verstehen, die zu mehr Unrecht oder mehr Gerechtigkeit führen, jedes Gerichtsverfahren ist ein sakraler Akt.
  • Alle Lebensbereiche von Elben und Menschen müssen strikt getrennt werden, als Halbelb geboren zu werden ist eine göttliche Bestrafung.
  • Magische Kräfte dürfen allein dem Zweck dienen, durch Zauberkraft verursachtes Übel wieder zu heilen. Zauberei kann im bösen Falle dazu führen, dass gewaltiger Schaden in der Welt entsteht und der Zwist der Götter verlängert wird, die Götter und die Welt kann sie aber nicht vernichten und auch nicht das Ende der Zeit herbeiführen oder verhindern.
  • Früher oder später werden die Götter sich versöhnen und den Sterblichen zuwenden und es ist im dringenden Interesse der Sterblichen, dass sie das im Guten tun.

Die Riasinatische Lehre

Die Riasinatische Auslegung dagegen betrachtet

  • nicht die Zeit, sondern die Götter und die Welt als endliches Phänomen.
  • Die Götter und die Welt werden auch nicht zwingend gleichgesetzt.
  • Das Recht steht zwar auch bei den Riasinaten an zentraler Stelle, ist aber als säkular zu verstehen und dient allein dem Frieden in den Grenzen seiner Wirksamkeit, nicht der Versöhnung mit den Göttern.
  • Dass mit den Ausgestoßenen in der Heiligen Schrift wirklich die Elben gemeint sind, hat noch niemand bewiesen. Die Riasinaten betrachten den Umgang mit Elben nicht als Sünde.
  • Die Magie ist eine messbare Grundkonstante des Kosmos, so wie die Zeit und der Raum. Die Götter dagegen sind potentiell austauschbar und nur durch ihre Funktion innerhalb des Kosmos haben sie Macht. Diese Macht könnte ein geschickter Ursupator der einen oder anderen Gottheit auch wegnehmen und für sich selbst beanspruchen. Botan war der erste, der dies versucht hat.
  • Riasina ist heute die Gottheit, die den Menschen am bereitwilligsten die Geheimnisse der Zauberkunst preisgibt.

politische Bruchlinien

Auch aus Gründen der politischen Einflussnahme stehen sich die beiden Strömungen feindlich gegenüber. Bei der Gründung des trigardonischen Hochfürstentumes hatte sich die Riasinatische Strömung schon als politische Formation etabliert und hatte bis vor Kurzem großen Einfluss auf die Reichspolitik. Ihre Vertreter sind fast ausschießlich Gebildete, wobei der Weihegrad nicht ausschlaggebend für die Meinungsführerschaft ist. Wichtige Persönlichkeiten kamen sowohl aus den Reihen der Zauberkundigen, der Priester und belesenen Angehörigen der sonstigen Oberschicht. Hochfürst Wastan schuf schließlich die Grafschaft Dunkelwald, in denen die wichtigsten Bildungszentren und ökonomischen Ressourcen dieser Formation auch politisch zusammengefasst wurden.

Unter Hochfürst Karoman anh Rhack II. versuchte dann die andere Gruppe, deren theologische Vertreter fast ausschließlich Priester waren, die Geistlichen in einer Organisation mit eindeutigem, klerikalen Recht zusammen zu fassen, dem Heiligen Konzil der Siebenfaltigkeit, dem alle Tempel, Klöster und Ordensgemeinschaften hätten angehören sollen. Dieser Versuch, obwohl offiziell nicht aufgegeben, scheiterte allerdings an der Unterschiedlichkeit der Interessen der Klöster und Tempel und nicht zuletzt am Widerstand der Riasinaten.

Auch hatten die Sippenoberhäupter nur ein mäßiges Interesse daran, dabei zuzusehen, wie sich eine Organisation mit solchem Machtpotential aus eigener Kraft erschafft. Die Sippenoberhäupter waren nicht untätig geblieben, sondern hatten damit begonnen, Angehörigen ihrer Familien geistliche Laufbahnen zu erlauben und zu sie zu fördern.

Daneben kam es unter Karoman II. zu einer Wiederbelebung des Cirkaterwesens, was eher den Sippenoberhäuptern einen sakralen Waffenarm verlieh, als den Geistlichen ein Schwert. In Flutland und Arbon waren bald die Oberschichten zu einer untrennbaren Mischung aus adligen Häuptlingen, geistlichen und weltlichen Kriegsherren und geistlichen wie weltlichen Gelehrten zusammen gewachsen, deren vielfache Bindungen und Verpflichtungen den politischen Alleingang eines einzelnen Standes unmöglich machten.

Da im Dunkelwald die gleiche Entwicklung stattfand, wurde bald aus manchen politischen Konflikten ein Theologischer und aus jedem Theologischen Konflikt ein Politischer. Diese Situation hatte ihren Ausgangspunkt mit dem Sturz Karomans II. und zog sich durch die gesamte Kanzlerherrschaft.

Mit der Krönung der heutigen Hochfürsten (Emendon anh Erlenfels und Marsiane Aribor Feuerspeer anh Crul) ist sie nur scheinbar entschärft, doch könnte die Bewegung in der politischen Landschaft auch in die theologischen Debatten Bewegung bringen. Beide Hochfürsten neigen zwar der Siebenfaltigkeitsauslegung zu, können es sich aber politisch nicht leisten, die Riasinaten völlig fallen zu lassen, wenngleich in Emendons Umfeld die Verachtung und verbale Diffamierung der "Riasinatischen Ketzerei" sehr ausgeprägt ist. Insbesondere nach dem Zerwürfnis der Hochfürsten wurde dies immer selbstverständlicher, da die riasinatische Lehre in Volk, Klerus und Adel von Emendons Reichsteil so gut wie bedeutungslos ist.